Verzugsarme Wärmebehandlungen

Nitrieren

Das Gasnitrieren zählt zu den thermochemischen Wärmebehandlungen. Hierbei wird in einer abgebenden Atmosphäre Stickstoff in die Bauteiloberfläche eindiffundiert. Ziel hierbei ist es, eine harte, verschleißfeste und korrosionsschützende Randschicht zu erzeugen. Dabei werden Oberflächenhärte (SH), Nitrierhärtetiefe (NHD) und Verbindungsschicht (CLT) beeinflusst.

 

Je nach Material können bei diesem Prozess Härten von bis zu 1200 HV erreicht werden. Mit solch einer hohen Härte könnte man sogar Fensterglas schneiden.

 

Nitrocarburieren

Nitrocarburieren ist eine thermochemische Behandlung eines Stahls in stickstoff- und kohlenstoffabgebender Atmosphäre. Hierbei wird eine hochharte, verschleißfeste und bedingt korrosionsschützende Randschicht erzeugt. Hierbei können Härten bis zu ca. 900 HV je nach Material erreicht werden. Der Vorteil dieses Verfahrens ist die deutlich kürzere Behandlungszeit gegenüber dem Gasnitrieren im Schichtaufbau.

 

Vakuumhärten

Unter Vakuumhärten versteht man das Erwärmen auf Härtetemperatur im Feinvakuum und nachfolgender Abkühlung (Hochdruckgasabschreckung) mit solcher Geschwindigkeit, dass oberflächlich oder durchgreifend eine erhebliche Härtesteigerung durch Martensitbildung eintritt. Dieses Verfahren wird hauptsächlich für hochlegierte Stähle eingesetzt

 

Vakuumeinsatzhärten

Beim Vakuumeinsatzhärten (Niederdruckaufkohlung) wird kohlenstoffärmeren und damit nicht härtbaren Stählen (C ≤ 0,25 %) ein harte und verschleißbeständige Oberfläche verliehen. Hierbei werden Oberflächenhärten von ca. 600 HV bis 800 HV erreicht. Der Kernwerkstoff erhält hierbei bessere mechanische Eigenschaften, insbesondere eine deutliche verbesserte Festigkeit (Dehngrenze) sowie eine erhöhte Zähigkeit. Beim Vakuumeinsatzhärten ist bedingt durch die Hochdruckgasabschreckung ein wesentlich geringerer Verzug als beim herkömmlichen Einsatzhärten mit Ölabschreckung zu erwarten.

 

Spannungsarmglühen

Das Spannungsarmglühen findet bei einer Temperatur unterhalb Ac1 mit anschließender langsamer Abkühlung zum Abbau innerer Spannungen (z.B. Eigenspannungen durch Vorbearbeitung, Schweißnähte). Die übrigen Werkstoffeigenschaften bleiben durch das Spannungsarmglühen weitestgehend unverändert. Der Temperaturbereich liegt ca. zwischen 550°C - 650°C.

 

Weichglühen

Durch das Weichglühen soll das zu behandelnde Stahlgut eine geringe Festigkeit, geringe Härte und damit verbunden eine hohe Verformbarkeit erhalten. Weichgeglühtes Stahlgut lässt sich einfacher und wirtschaftlicher zerspanen und umformen, hierdurch lässt sich eine bessere Oberflächenqualität bei der Zerspanung erzielen.